banken-rettungen, schuldenkrise, merkozy - ich muss zugeben, dass auch mich die europa-news der letzten zeit nicht sonderlich begeisterten. die aktuellen buch-veroeffentlichungen von robert menasse sowie von daniel cohn bendit und guy verhofstadt boten da einen willkommenen anlass, die eigenen positionen zu ueberpruefen.

robert menasse hatte ich durch seinen erzaehlband 'ich kann jeder sagen' nicht unbedingt als politischen denker erster klasse kennengelernt. dennoch machte mich sein eu-essay 'der europaeische landbote' neugierig. auch wenn es sich vordergruendig um einen bericht ueber die bruesseler eu-buerokratie handelt, erfaehrt man in dem buch darueber nur sehr wenig. nur so viel, dass die oft gescholtenen eu-beamten alles andere als prasssuechtige technokraten sind: menasse sieht in ihnen vielmehr eine avantgarde, die losgeloest von ihren herkunftsstaaten und ausgeruestet mit einem schmalen budget wichtige pionierarbeit auf dem weg zu einer postnationalen zukunft europas leistet. und genau darum geht es dem schriftsteller: angesichts einer im nationalen verharrenden und deshalb krisen-geplagten europaeischen union fuer eine echte nationen-ueberwindende demokratie einzutreten. alles realitaetsblinder wunschglauben? menasse ist ueberzeugt, dass es angesichts der aktuellen problemlagen fuer das ueberleben der eu keine andere alternative gibt. dafuer, dass sich diese einsicht bis jetzt noch nicht durchgesetzt hat, macht der oesterreichische schriftsteller machtgierige politiker und auf nationale interessen fixierte medien - allen voran in deutschland - verantwortlich.

als gegengewicht zu menasses idealisierender vision machte ich mich an die lektuere des manifests "fuer europa!" der beiden realpolitiker daniel cohn-bendit und guy verhofstadt. interessanterweise liegt das ungleiche autoren-duo gar nicht so weit von menasse entfernt: auch die beiden politiker erkennen eine unzureichende politische union als ursache fuer die krise der europaeischen waehrungsunion und rufen nach entschlossenen schritten in richtung einer europaeischen foederation mit einem gestaerkten parlament, einer von nationaler einflussnahme befreiten eu-kommission und einem von den eu-buergern gewaehlten europaeischen praesidenten. laut cohn-bendit und verhofstadt gibt dabei nicht nur die krise die wegrichtung vor, sondern auch die notwendigkeit der bildung eines gegenpols zu den usa und den bric-laendern.

erfrischend, wie die beiden buecher dem realpolitisch sedierten leser endlich wieder eine vorwaertsgewandte und begeisternde vision von europa um die ohren hauen. doch dass die zu ueberwindenden huerden nicht gering sind, zeigte die bekanntgabe des friedensnobelpreises fuer die eu ende letzter woche: laut nzz wuerdigte kommissionspraesident manuel barroso die auszeichnung als anerkennung der leistung des friedensprojekts eu, das 'als solches gehegt und gepflegt werden müsse'. visionen? weitere integrationsschritte? fehlanzeige...