die musik von stephan eicher verfolgt mich nun schon eine ganze weile: zwar habe ich seine zeit mit grauzone und den zuercher underground-hit 'les filles du limmatquai' nicht bewusst mitgekriegt, doch seit dem album 'my place' von 1989 bin ich am ball. eichers zusammen mit schriftstellern wie philippe djian und martin suter entstandene songs brauchen manchmal zeit und so kam mir zumindest in dieser hinsicht der erste herbstinfekt des jahres nicht ganz ungelegen. denn stephan eichers neues album 'envolées' klingt zwar gewohnt europaeisch-elegant, ist aber auch eher auf der herberen, sperrigeren seite seines oeuvres angesiedelt. musikalisch werden oft herbstliche farben bedient und auch dass alle songs maximal drei minuten lang sind - eine von 10 regeln, die sich eicher fuer das album gesetzt hat - traegt nicht unbedingt zum kuschelfaktor bei. dennoch haken sich die songs und die erneut estklassigen texte von djian und suter mit der zeit in der stimmung des hoerers fest und machen 'envolées' zu einem typisch stilsicheren eicher-werk.




wahrscheinlich unbeabsichtigt - aber trotzdem sehr passend - erschien parallell zum neuen stephan-eicher-album auch die neueste deutsch-uebersetzung von philippe djian, 'die rastlosen'. abgesehen davon dass der franzoesische titel 'incidences' einmal wieder deutlich passgenauer ist, handelt es sich um eine sehr munter beginnende geschichte: der literaturdozent marc hat ein faible fuer junge studentinnen, das sich allerdings unguenstig auswirkt, als eines morgens eines der maedchen tot in marcs bett liegt. man weiss ja, wie die polizei heute mit unschuldigen umgeht, also muss die leiche entsorgt werden. dumm nur, dass bald ein neugieriger polizist in marcs gegenwart ebenfalls ein vorzeitiges ende findet. wie bei djian ueblich gibt es auch in dem aktuellen roman eine deftige lovestory (dieses mal mit der mutter der verstorbenen studentin), den lobgesang auf die droge der wahl (dieses mal das rauchen) und launige betrachtungen zur literatur. gegen ende wird der makabre spass des buchs zunehmend duesterer - und passt 'die rastlosen/incidences' damit letztlich ganz gut zu stephan eichers 'envolées'.