alles eine frage des blickwinkels: als im vorfeld bekannt wurde, dass 'talé', das neue album von salif keita, vom gotan-project-mitglied philippe cohen solal produziert wurde, konnte man leicht ein oberflaechliches stueck exotik-pop befuerchten. nun, kurz nach dem erscheinen der cd hat keita erklaert, dass es sich bei 'talè' um sein letztes album handelt - und schon ist man geneigt, die platte als grosses alterswerk (keita ist in diesem jahr 62 jahre alt geworden) zu betrachten. hoert man 'talè', so wird schnell klar, dass beide sichtweisen genauso richtig wie falsch sind - und dass man es mit einem exzellenten album zu tun hat. producer solal bringt tatsaechlich ein ganzes mass an trendigkeit in keitas musik: 'c'est bon, c'est bon', eine kooperation mit brit-mc roots manuva, ist dubbiger mali-pop, gastmusiker manu dibango veredelt mit seinem saxophon den afrobeat-workout 'aprés demain' und fuer das funkige 'samfy' werden sogar die b52's gesampelt. aber so zeitgemaess 'talè' damit auch klingt, haben doch alle songs ihren ursprung in bodenstaendigen akustik-sessions, die solal in keitas studio in der malischen hauptstadt bamako aufnahm. und auch die klanglichen finessen, die der gotan-project-mann beisteuert, verstaerken letztlich nur den eindruck eines klassisches salif-keita-albums. denn seit 'soro', keitas afropop-klassiker aus dem jahr 1987, hatte der stilpraegende saenger immer auf maximale bandbreite gesetzt und afro-tradition, state-of-the-art-pop, treibenden funk und jazzige subtilitaet miteinander verbunden. auch textlich blickte keita stets weiter ueber den tellerrand hinaus als viele seiner afropop-peers. auf 'talè' fuehrt der saenger diese tradition weiter und kritisiert im opener 'da' den gemeinschaftschaedigenden materialismus im modernen afrika, widmet das stueck 'tassi' der mutter eines in den usa hingerichteten jungen landsmanns und gestaltet das mit esperanza spalding aufgenommene 'chérie s'en va' als zwiesprache zwischen einem vater und seiner im ausland ein besseres leben suchenden tochter. daneben bleibt aber auch platz fuer einfache, eindringlich liebeslieder wie dem titelsong oder 'natty', einem warmherzigen duett mit keitas gleichnamiger juengster tochter. sollte es also dabei bleiben, waere 'talè' ein grossartiger abschluss fuer keitas musikkarriere - doch wer wuerde sich nach einem solchen album-highlight nicht noch moeglichst viele weitere fortsetzungen wuenschen!