netz-polemik #1 mit der postmoderne ist's immer so eine sache. als ich selbst mit einer diskursanalyse zur deutschen einwanderungspolitik promovierte, genoss ich die chance zu einem rundumschlag gegen den zeitgeist. als leser von thomas pynchons neuem roman 'the bleeding edge' muss man sich dagegen ganz schoen anstrengen, um im gewirr der anspielungen, insider-jokes, stilbrueche und nebenfiguren nicht den roten faden zu verlieren - wenn es einen solchen ueberhaupt gibt. denn erwartungsgemaess loest pynchon sein 'whodunnit' rund um eine betrugsermittlerin, die im umfeld von 9/11 auf ein sehr verdaechtiges dotcom mit dem schoenen namen hashlingrz stoesst, nicht auf. im bewusstsein des lesers bleibt dafuer das anregende spiel mit nicht zu schwach gespannten spannungsboegen, die sympathisch hemdsaermlige hauptfigur maxine tarnow sowie sowie jede menge new-york-impressionen verschiedenster couleur. sowie last not least als subtext des romans eine nicht zu zimperliche abrechnung mit dem world wide web. was die moeglichkeit einer wiederkehr der sixties-subkultur haette sein koennen, sieht pynchon schon in seiner genesis durch den militärisch-industriellen komplex der usa korrumpiert. und dass sich waehrend der dotcom-aera das internet in windeseile den spaetkapitalistischen funktionsmechanismen unterwarf, macht die sache auch nicht besser. so fungiert in pynchons roman die zeitliche koinzidenz zu 9/11 als sinnbild fuer den gespiegelten suendenfall der usa im cyberspace. so, und weil es so schoen passt, mache ich mich jetzt an die aktuellen werke von jonathan franzen und dave eggers.